Freudenberger Hof

Neue Wohnbebauung am Freudenberger Weg mit 176 Wohneinheiten, Kindertagesstätte und Gemeinschaftsräumen

Standort: Falkenhagener Feld, Berlin-Spandau
Projekttyp: Wettbewerb/Gutachterverfahren 2017
Auftraggeber: Charlottenburger Baugenossenschaft eG
Status: Abgeschlossen
Leistungen:
  • Neubau
  • Städtebau
  • 3D Entwurf
  • Wettbewerb

Leitidee, Entwurfskonzept
Das Projekt Freudenberger Hof gliedert sich in einen im nördlichen Baufeld befindlichen dreigeteilten 5-geschossigen Zeilenbau (Häuser A, B, C) und ein südlich befindliches 8-geschossiges Hochhaus (Haus D). Die Häuser A, C, und D werden durch drei quadratische im Bezug zum Bestand verdrehte Türme um ein Geschoss akzentuiert (Staffelgeschosse). Die Südfassade der Riegelbauten nimmt in gespiegelter Form den Schwung des öffentlichen Weges auf. Dadurch gelingt es trotz der Notwendigkeit einer öffentlichen Durchwegung, im Sinne des Geborgenheitsgedankens einer Baugenossenschaft, einen ellipsenförmigen Innenhof mit Gemeinschafts- und privaten Gartenflächen zu schaffen.

Fassade
Die Fassaden orientieren sich an der Backsteinarchitektur der 20er Jahre, welche auch häufig für genossenschaftliche Bauten herangezogen wurden. Die Sockelbereiche und das jeweils oberste Geschoss erhalten einenhellbeigen Fassadenputz. Durch die Absetzung des 4.OGs der Häuser A, B und C entsteht durch die Kante des Materialwechsels ein visueller Bezug an die Gebäudehöhen des umliegenden Gebäudebestands mit nur vier Geschossen. Bei den 6 Aufgängen der drei Gebäuderiegel wird im Bereich der Hauseingänge durch den vermehrten Einsatz von Putz über die gesamte Gebäudehöhe eine Betonung und damit klare Adressierung erzeugt. Bei den Türmen wurden hauptsächlich bodenhohe französische Fenster mit Geländer vorgesehen, um die Vertikale der Baukörper zu betonen. Bei den niedrigeren Bereichen der Häuser A, B und C sind die Fensterformate meist quadratisch und als Brüstungsfenster ausgebildet. Der Fensterflächenanteil liegt unter 40%.

Erschließung und Freiräume
Der öffentliche Weg befindet sich südlich des Hofes auf der Seite des Hochhauses. Im Erdgeschoss rückt er damit weit möglichst von den Gartenwohnungen der Zeilenbauten ab, wodurch ein der Situation geschuldetes größtmögliches Maß an Privatsphäre erzeugt wird. Die Erdgeschoss-wohnungen erhalten durch Hecken umfriedete Terrassen und Privatgärten. Im Hochhaus beherbergt das EG keine Wohnungen, sondern den Sport- und Veranstaltungsraum sowie die Kita. Die Kitaspielflächen befinden sich westlich des Hochhauses und orientieren sich Richtung Parkplatz um eine möglichst geringe Schallproblematik zu erzeugen. Die Fläche hat eine Größe von ca. 560 m².

Gemeinschaftsangebote
Die Außenanlagen entlang des ellipsenförmigen Hofs sind symmetrisch gestaltet. Zwischen den Häusern B und C liegt ein zentraler Begegnungsplatz mit angegliederten von Hecken geschützten gemeinschaftliche Grünflächen, welche von den Anwohnern als Refugien genutzt werden können. Weitere Gemeinschaftsangebote sind die beiden Spielplätze, die Gartenflächen sowie der Sport- und Veranstaltungsraum östlich im Hochhaus. Letzterer ist durch ein optionales Flachwasserspiel mit Trittsteinen an das Hauptwegenetz nach Osten angebunden.

Wohnkonzept
Bewusst wurde eine Vielzahl von individuellen Grundrissen angestrebt. Die verschiedenen Wohnungsgrößen verteilen sich über alle vier Baukörper. Es wurde möglichst darauf geachtet, innerhalb der Wohnungen eine möglichst große Anzahl an Zimmern und auch halben Zimmern zu realisieren. Durch das Entfernen der trennenden Innenwände aus Gipskarton lassen sich auf Wunsch aber auch Räume problemlos zusammenschalten, wodurch eine hohe Nutzungsflexibilität gegeben ist. Jeder Hauseingang hat angegliederte Abstellräume für Fahrräder, Kinderwagen, Rollstühle und Rollatoren.

Tageslichtversorgung / Verschattung
Im Projekt sind keine reinen Nordwohnungen vorhanden. Zu unterschiedlichen Tageszeiten erhalten alle Wohnungen direktes Sonnenlicht. Auf Grund der Enge zwischen den beiden Baufeldern wurde der Turm des Hochhauses parallel zu den Zeilenbauten gedreht. Dadurch wird der Hof verbreitert und die Verschattung des Turmes trotz seiner neun Geschosse reduziert.

Sonnenschutz & Sicherheit
Alle Wohnungen erhalten bis auf die Nordseiten einen Sonnenschutz in Form von außenliegenden Raffstores in den Obergeschossen und Rollläden an den Erdgeschossfenstern. Die Rollläden im Erdgeschoss dienen zusätzlich als Einbruchschutz. Zudem werden alle zweiflügligen Fenster mit Mittelpfosten ohne Stulp realisiert.

Tiefgarage
In der Tiefgarage befinden sich neben den 95 Stellplätzen für PKWs und den Fahrradstellplätzen auch Lademöglichkeiten für Elektrorollstühle, E-Bikes und Elektroautos. Ausreichend Mieterkeller konnten im UG unter den Häusern realisiert werden. Die Entlüftung der TG erfolgt natürlich über Kellerlichtschächte.

Raumklima
Die Schwere der Bauteile und der bewusste Verzicht auf WDVS zugunsten eines Ziegelbaustoffes wirken sich positiv auf das Raumklima aus. Ziegelbaustoffe haben den Vorteil, dass sie gespeicherte Wärme lange halten und erst zeitversetzt wieder abgeben. So bleiben diese Häuser im Winter angenehm warm und im Sommer wohltuend kühl.

Energieeffizienzstandard / Haustechnik
In Abwägung zur Einsparung von Ressourcen und unter Rücksichtnahme auf die Baukosten und die Gesamtwirtschaftlichkeit sowie weiteren ökologischen Aspekten haben wir uns für eine Außenwandkonstruktion aus mit Mineralwolle gefüllten Poroton-Ziegeln in einer Wandstärke von 36,5 cm entschieden. Damit werden die Anforderungen an die EnEV 2014/16 erfüllt.
Auf den Dächern der drei Türme sind Photovoltaikanlagen vorgesehen. Optional würden sich diese zu Lasten der begrünten Dachflächen der restlichen Baukörper erweitern lassen. Die Photovoltaikanlagen stellen den Anteil an erneuerbarer Energie sicher. In den Wohnungen ist es innerhalb des vorgesehenen Fußbodenaufbaus (12 cm) möglich Heizschleifen zu verlegen, um eine Fußbodenheizung zu installieren. Somit lässt sich die Raumtemperatur reduzieren, da das subjektive Temperaturempfinden bei niedriger Raumtemperatur gegenüber konventioneller Heizkörper gleich ist.